Coronavirus in Afrika: Die Situation im Kongo

Wie sieht die aktuelle Corona-Situation in der Demokratischen Republik Kongo aus?Diese Frage beschäftigte mehr als 30 TeilnehmerInnen bei der Videokonferenz „TANG klärt auf! Die Lage im Kongo.“  In dem zentralafrikanischen Land sind bislang 1069 Menschen infiziert, 148 gelten als geheilt, 50 Menschen sind gestorben.

Die 13 Millionen Einwohner zählende Hauptstadt Kinshasa wurde vom restlichen Land abgeriegelt.  Gombe, einer der 24 Distrikte von Kinshasa, wurde Quarantäne verhängt. Schulen, Kirchen, Bars und Restaurants sind geschlossen. Gombe ist das Geschäftsviertel, in dem sich die meisten staatlichen und internationalen Institutionen befinden.

„Die Regierung war nicht in der Lage, die Ausgangssperre in ganz Kinshasa durchzusetzen“, erklärte der Abgeordnete Jacques Mamba in der Videokonferenz. „Kongo ist ein sehr armes Land. 80 Prozent der Menschen haben kein regelmäßiges Einkommen und leben von der Hand in den Mund.“  Zudem fehle es Tests und medizinischen Geräten. Im Kongo gebe es für 80 Millionen Menschen weniger als 2000 Intensivbetten. Viele Menschen versuchten sich deshalb mit einer Kombination von Chloroquin und Vitamin C vor dem Coronavirus zu schützen.

135 Millionen Dollar habe die Regierung zur Bekämpfung der Pandemie eingeplant, davon seien aber lediglich drei Millionen Dollar vorhanden. Das Land hoffe jetzt auf die Unterstützung von internationalen Organisationen. Es sei sehr schwer die Corona-Pandemie im Kongo zu kontrollieren, räumte Jacques Mamba ein. Er gehe aber dennoch davon aus, dass sich das Virus in dem Land wenig verbreiten werden.

Nana Bolodja, Journalistin bei Radio Okapi in Kingshasa, ergänzte in ihrem schriftlichen Statement, dass das Virus Anfang März aus Europa in den Kongo eingeschleppt wurde. Die Corona-Pandemie habe das Land überraschend getroffen.

Mitglieder der kongolesischen Community sahen die Lage im Kongo kritischer. Die Bürger vertrauten der Regierung nicht, sagte Professor Dr. Hugues Blaise Feret Pokos. Deshalb werde die Ernsthaftigkeit der Pandemie auch nicht verstanden. Sterbe ich an Corona oder sterbe ich an Hunger, das sei für viele die Alternative. Die Regierung habe überhaupt keine Strategie im Umgang mit der Pandemie. Es helfe nicht, ständig nach Europa zu schauen. Afrika brauche afrikanische Lösungen.

Berthin Tshibanu meldete sich aus Kingshasa zu Wort: Er fürchte sich davor, dass die Ausgangssperre in Gombe aufgehoben wird. „Dann wird sich die Krankheit richtig ausbreiten. Der Kongo ist darauf nicht vorbereitet.“ Weil es viel zu wenige Tests gebe, sei auch der Statistik nicht zu trauen. Das Land brauche dringend Hilfe vom Ausland.

Andere Teilnehmer setzen darauf, dass das Land dank der sehr jungen Bevölkerung besser durch die Krise kommen wird. Sie fragten sich jedoch, wo die vielen Materialspenden aus Europa, den USA und China im Kongo geblieben seien.

Ein Thema, das auch den Kieler Rechtsanwalt Iyare Imasi umtreibt. Er könne nicht mehr hören, dass Afrika keine Ressourcen habe. „Es geht um Vetternwirtschaft, Korruption und Ideenlosigkeit der Regierungen. Die Menschen müssen aufhören zu jammern und selbst nach Lösungen suchen!“