Afrikanische Vereine kritisieren Flüchtlingspolitik und Rassismus

 Sylvie Nantcha erneut zur Bundesvorsitzenden von TANG gewählt

Pressemitteilung vom 19. Mai 2018

Sylvie Nantcha ist die alte und neue Bundesvorsitzende des Netzwerks „The African Network of Germany“ (TANG). Damit steht die in Freiburg lebende Germanistin für weitere drei Jahre an der Spitze von TANG. Das Bundesnetzwerk vertritt als Dachorganisation mehr als 600 afrikanische Vereine in Deutschland.

Heftige Kritik übte die Bundesvorsitzende und CDU-Politikerin an der deutschen und europäischen Flüchtlingspolitik. Sylvie Nantcha: „Wir können nicht länger schweigend zusehen, wie jeden Tag Tausende Menschen in der Wüste oder im Mittelmeer sterben. Die Fluchtursachen müssen bekämpft werden, nicht die Geflüchteten!“  Die Krisen in den Herkunftsländern der afrikanischen Flüchtlinge seien nicht mit Zäunen an den Außengrenzen, Patrouillenbooten im Mittelmeer oder sogenannten Ankerzentren für Geflüchtete zu lösen.

Vielmehr müssten die Lebensbedingungen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge gestärkt werden. Auf dem afrikanischen Kontinent müssten dringend Arbeitsplätze für junge Menschen geschaffen werden. Zudem müssten attraktive Programme für Rückkehrer aufgelegt, die Visapolitik verbessert, ein Zuwanderungsgesetz für Fachkräfte beschlossen und die Menschen in Afrika für die Gefahren einer illegalen Migration nach Europa sensibilisiert werden.

Eine solche Politik ist nach Überzeugung von Sylvie Nantcha aber nur erfolgreich, wenn Migrantenorganisationen wie TANG früh und nachhaltig in die Projekte eingebunden werden. „Leider funktioniert die Zusammenarbeit nicht immer auf Augenhöhe“, kritisierte Nantcha die Kooperationen mit einigen Bundesbehörden. Erfolgreiche Projekte wie die Aufklärungskampagne „Verlorene Träume – Lost Dreams“ würden nicht weiter gefördert. Das Filmprojekt, das vor den Gefahren der Flucht warnt und Gerüchte über Deutschland und Europa widerlegt, erreichte 25 Millionen afrikanische Zuschauer.

Der Bundeskongress gründete eine Arbeitsgemeinschaft, die sich mit dem Thema Fluchtursachenbekämpfung beschäftigen wird. Dieser Kreis soll auch die geplante Fachkommission der Bundesregierung kritisch begleiten. Die neue Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Annette Widmann-Mauz (CDU), wurde vom Bundeskongress aufgefordert, den Bundesbeirat für Integration wieder einzurichten. Das Auswärtige Amt wurde in einem einstimmigen Beschluss aufgefordert, das Projekt „Verlorene Träume – Lost Dreams“ weiter zu fördern.

Menschen mit afrikanischen Wurzeln, die einen deutschen Pass haben und gern in Deutschland leben, würden immer noch als Bürger dritter Klasse behandelt, kritisierte Nantcha. Der Zugang zum Wohnungsmarkt, zur Bildungs- und Ausbildungsbereich werde ihnen erschwert. „Wir als afrikanische Community müssen uns aktiv in den deutschen Alltag einmischen und uns dort behaupten“, appellierte Sylvie Nantcha an die Delegierten. „Wir sind auch selbst dafür verantwortlich, wie unser Deutschland aussieht.“

TANG ist mit mehr als 600 Mitgliedsvereinen das größte Netzwerk der afrikanischen Community in Deutschland. Er setzt sich für die Interessen von Deutschen mit afrikanischen Wurzeln und in Deutschland lebenden Afrikanern ein.