Deutschlands Chance in der sich wandelnden afrikanischen Politik: Eine Perspektive von Dr. Sylvie Nantcha, Bundesvorsitzende von TANG

In den letzten Jahren hat sich die Beziehung zwischen Frankreich und einigen afrikanischen Ländern zunehmend verschlechtert. In den Maghreb- und Sahelstaaten ist eine spürbare Distanzierung von Frankreich zu beobachten, und viele ehemalige Kolonien wenden sich von ihrem einstigen Kolonialherren ab. Im Vergleich zu den ehemaligen britischen Kolonien sind die von Frankreich besetzten Staaten oft wirtschaftlich und bildungspolitisch benachteiligt.

Die historische Verwurzelung Frankreichs in Afrika

Frankreich verliert zunehmend an Einfluss im Maghreb und im Sahel, und viele afrikanische Länder werfen dem ehemaligen Besatzer Neokolonialismus vor. Die “Anti-France”-Welle hat sich überall in Afrika ausgebreitet, und die Beziehungen sind angespannt.

Die Vorwürfe gegenüber Frankreich

Die Vorwürfe gegenüber Frankreich sind vielfältig, wobei Russland in seinem Urteil etwas milder erscheint. Dennoch müssen diese afrikanischen Staaten früher oder später erkennen, dass Russland und China eigennützige Interessen verfolgen, während die USA nicht bereit sind, die Lücke zu füllen, die Frankreich hinterlassen könnte.

Die Chance für Deutschland

Für Deutschland bietet sich in dieser Situation eine einzigartige Gelegenheit, eine neue Rolle in der afrikanischen Politik zu spielen. Deutschland sollte nicht den Fehler machen, sich hinter Frankreich zu verstecken. Im Gegensatz zu Frankreich hat Deutschland keine vergleichbare koloniale Vergangenheit.

Die finanziellen Beziehungen zwischen Frankreich und Afrika: Die Geburtsstunde des CFA-Francs

Einige Beispiele verdeutlichen diesen Unterschied: In den ehemaligen französischen Kolonien ist die Währung seit der Kolonialzeit eng an den französischen Franc gekoppelt, und alle Finanzreserven dieser Länder befinden sich in Frankreich. Solche finanziellen Verflechtungen mit Afrika hatte Deutschland nie.

Die Rolle Deutschlands in der Sahel-Region

Das Bundesnetzwerk TANG (The African Network of Germany) betrachtet diese Situation als eine einzigartige Chance für Deutschland, sich in der neuen afrikanischen Realität zu positionieren. Die deutsche Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Svenja Schulze, hat angekündigt, den Vorsitz der Sahel-Allianz zu übernehmen.

Fazit

Diese Entscheidung wird von TANG ausdrücklich begrüßt. Sie zeigt, dass Deutschland bereit ist, eine aktivere Rolle in der Entwicklungspolitik in der Sahel-Region zu übernehmen. Dieser Schritt unterstreicht Deutschlands Engagement für eine gerechtere und nachhaltigere Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern.

Die veränderte Dynamik in den Beziehungen zwischen Frankreich und einigen afrikanischen Ländern bietet Deutschland die Möglichkeit, eine neue und respektvollere Rolle in der afrikanischen Politik zu spielen. Der Vorsitz der Sahel-Allianz ist ein erster Schritt in diese Richtung. Es ist an der Zeit, dass Deutschland seine eigene Vision und Verantwortung in der afrikanischen Politik weiter ausbaut und einen Weg geht, der auf Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit basiert. Dies ist nicht nur im deutschen, sondern auch im europäischen Interesse, denn eine starke Partnerschaft zwischen Europa und Afrika kann eine nachhaltige und friedliche Zukunft für beide Kontinente fördern.