Dringender Appell zur sofortigen Vereinfachung der Visavergabe für Afrikaner

Sehr geehrte Frau Bundesaußenministerin Annalena Baerbock,

wir wenden uns heute in größter Besorgnis an Sie, um auf eine äußerst prekäre Angelegenheit hinzuweisen, die nicht länger unbeachtet bleiben darf. Die derzeitige Vorgehensweise des Auswärtigen Amtes bei der Visaerteilung an afrikanische Staatsbürger ist nicht nur äußerst problematisch, sondern erreicht mittlerweile ein Maß, das als skandalös bezeichnet werden muss.

In den letzten Jahren haben wir eine drastische Verschlechterung des Verfahrens erlebt. Während Afrikaner, insbesondere diejenigen, die bereits im Schengen-Raum gereist sind, vor Kurzem noch innerhalb von 2 bis 3 Wochen ein Visum von der deutschen Botschaft erhalten haben, müssen sie heute bis zu 6 bis 12 Monate auf eine Antwort warten. Dies ist nicht nur unverhältnismäßig lang, sondern auch inakzeptabel.

Um ein Visum zu beantragen, sind umfangreiche Anträge mit mehreren Seiten elektronisch einzureichen. Danach verbleibt der Antragsteller in völliger Ungewissheit, da Nachfragen nicht möglich sind. Erst nach vielen Monaten erfolgt eine Antwort, wobei schockierenderweise etwa 30 % der Anträge von Afrikanern abgelehnt werden. Im Vergleich dazu beträgt die Ablehnungsquote in Thailand lediglich 10 % und in Lateinamerika 20 %. Diese Praxis hat schwerwiegende Auswirkungen auf die wirtschaftliche, kulturelle, wissenschaftliche und entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit Afrika.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind gravierend. Die langen Visabearbeitungszeiten und die hohe Ablehnungsrate schrecken Geschäftsleute und Investoren aus Afrika ab, die gerne Deutschland besuchen und Handelsbeziehungen sowie Investitionen fördern möchten. Dies stellt eine erhebliche Hürde für die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Kontinenten dar.

Aber auch die kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit leidet unter den aktuellen Visabestimmungen. Der freie Austausch von Künstlern, Studenten und Wissenschaftlern zwischen Deutschland und Afrika wird erheblich behindert. Dies bremst den kulturellen Reichtum und den wissenschaftlichen Fortschritt beider Regionen.

Deutschland ist stark in der Entwicklungszusammenarbeit mit afrikanischen Ländern engagiert. Die erschwerte Visaerteilung verzögert jedoch die Umsetzung von Entwicklungsprojekten erheblich. Mitarbeiter und Experten aus Afrika müssen oft monatelang auf ihre Visa warten, was die Nachhaltigkeit und Effektivität dieser Projekte gefährdet.

Paradoxerweise könnten die aktuellen Visapraktiken sogar irreguläre Migration begünstigen. Menschen, die keine legalen Wege finden, um nach Deutschland zu gelangen, könnten versucht sein, auf illegalem Wege einzureisen. Eine erleichterte Visaerteilung für berechtigte Antragsteller könnte dazu beitragen, die Zahl der irregulären Migration einzudämmen.

Wir appellieren dringend an Sie, persönlich und umgehend tätig zu werden, um die Visaerteilungspraxis für Afrikaner zu überarbeiten. Deutschland muss seine Beziehungen zu Afrika stärken und die Zusammenarbeit fördern, anstatt sie durch bürokratische Hürden zu behindern. Es ist unerlässlich, dass die bürokratischen Barrieren beseitigt werden und die Visaerteilung für Afrikaner gerechter, schneller und transparenter wird. Dies ist nicht nur im Interesse der betroffenen Menschen, sondern auch im Interesse Deutschlands und seiner Beziehungen zu Afrika.

Die Dringlichkeit dieser Angelegenheit kann nicht genug betont werden. Wir hoffen auf Ihr Engagement und Ihre Unterstützung, um weiteren Schaden für die Beziehungen zwischen Deutschland und Afrika zu verhindern.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Sylvie Nantcha, Bundesvorsitzende von TANG
Roger Peltzer, Ehemaliger DEG-Abteilungsleiter.