Wir, The African Network of Germany, sind ein bundesweites Netzwerk von afrikanischen Vereinen und Einzelpersonen. Wir beraten und vernetzen die afrikanische Community in Deutschland und machen sie sichtbar.  Unser Netzwerk versteht sich als Brückenbauer zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den 800.000 Mitgliedern der afrikanischen Diaspora.

Liebe Mitglieder und Interessierte von TANG,

Ich möchte Ihnen gerne von meiner Teilnahme am 5. Dialogforum “Integration durch Bildung” berichten, das vor der Sommerpause stattgefunden hat. Als Bundesvorsitzende von TANG war es mir eine Ehre, an dieser wichtigen Veranstaltung teilzunehmen und mich für die Anliegen von Menschen mit afrikanischer Herkunft in Deutschland stark zu machen.

Das Forum brachte rund 100 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Bildungspraxis und -verwaltung zusammen, sowohl online als auch persönlich in Berlin. Das zentrale Thema des Forums war “Mehrsprachigkeit als Ressource im Bildungsverlauf”.

Die Begrüßung erfolgte durch Dr. Johanna Börsch-Supan, Leiterin der Abteilung “Allgemeine und berufliche Bildung; Lebensbegleitendes Lernen” im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Sie betonte die Bereicherung, Vielfalt und Mehrsprachigkeit als wichtige Aspekte für unsere Gesellschaft. Gleichzeitig erkannte sie die bestehenden Unsicherheiten, Ängste und Vorurteile gegenüber Mehrsprachigkeit, insbesondere im Bildungskontext. Das BMBF interessierte sich dafür, wie diese Mythen in den verschiedenen Bildungsbereichen überwunden werden können.

Das zentrale Thema des Forums “Mehrsprachigkeit als Ressource im Bildungsverlauf” wurde in verschiedenen Sitzungen, darunter Workshops und Plenardiskussionen, von Experten wie Prof. Dr. Ingrid Gogolin und Prof. Dr. Steffi Sachse erkundet. Wichtige Erkenntnisse aus diesen Sitzungen waren:

  1. Mehrsprachigkeit als Reichtum: Mehrsprachigkeit ist ein wertvolles Gut, das Individuen und die Gesellschaft bereichert, aber bewusst gefördert werden muss.
  2. Mehrsprachigkeit als Normalfall: Viele Kinder in Deutschland wachsen in mehrsprachigen Umgebungen auf, wobei etwa 40% aus Familien mit Migrationshintergrund stammen, die neben Deutsch mindestens eine weitere Sprache verwenden.
  3. Mehrsprachigkeit ist kein Nachteil: Bildungseinrichtungen, die Mehrsprachigkeit fördern und Fachkräfte im Umgang damit schulen, sehen positive Ergebnisse, darunter verbesserte Deutschkenntnisse und insgesamt gute akademische Leistungen.
  4. Die Rolle der Eltern: Eine enge Zusammenarbeit zwischen Erziehern und Eltern, einschließlich intensiver Kooperation, ist entscheidend für eine sprachsensible Gestaltung der frühkindlichen Bildung.
  5. Wissenstransfer: Effektive Sprachbildungskonzepte sollten die Vorteile der Mehrsprachigkeit nutzen und gleichzeitig mögliche Herausforderungen angehen. Eine Zusammenarbeit zwischen Forschern und Praktikern ist notwendig, um Forschungsergebnisse in die Praxis umzusetzen.
Dies ist nicht nur eine Bereicherung für die individuelle Entwicklung der Schüler, sondern auch für die Wirtschaft und unsere Gesellschaft als Ganzes. Als Bundesnetzwerk TANG werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, dass die Anliegen von Menschen mit afrikanischer Herkunft in Deutschland gehört und umgesetzt werden, insbesondere im Bildungsbereich
Sehr geehrte Damen und Herren,

am 7. September 2023 hatte ich das Privileg, als Bundesvorsitzender von TANG – The African Network of Germany an einem Fachgespräch im Bundesjustizministerium teilzunehmen. Ziel dieses Gesprächs war es, den 23.-26. Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung des Internationalen Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung (ICERD) zu diskutieren. Dieser Bericht behandelt den Zeitraum von Dezember 2012 bis Juni 2018 und präsentiert Maßnahmen und Entwicklungen in Deutschland im Kampf gegen Rassismus und rassistische Diskriminierung.

Engagement und rechtlicher Schutz gegen Rassismus

Deutschland betont zu Recht die Bedeutung des Schutzes vor Rassismus und hat das ICERD bereits 1969 ratifiziert. Der Bericht zeigt, dass die Bundesregierung sich intensiv für die Bekämpfung von Rassismus auf internationaler Ebene einsetzt und Projekte zur Aufklärung finanziell unterstützt. Darüber hinaus weist der Bericht auf die rechtlichen Grundlagen in Deutschland hin, die vor Rassendiskriminierung schützen, insbesondere das Grundgesetz und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG).

Nationale Maßnahmen gegen Rassismus

Im Bericht wird die Verabschiedung des Nationalen Aktionsplans gegen Rassismus im Jahr 2017 hervorgehoben, die wichtigen Schritte zur Bekämpfung von Ungleichwertigkeitsideologien und Diskriminierung beinhaltet. Die Unterstützung von zivilgesellschaftlichem Engagement durch Programme wie “Demokratie leben!” und “Zusammenhalt durch Teilhabe” ist ein weiterer positiver Schritt. Besonders ermutigend ist die Einführung des Förderprogramms “Jugend erinnert”, das NS-Gedenkstätten und Dokumentationszentren unterstützt.

Es ist ermutigend zu sehen, dass die Bundesregierung sich aktiv für die Anerkennung und Verbesserung der Lage der deutschen Sinti und Roma einsetzt und Maßnahmen zur Bekämpfung von Antisemitismus ergreift. Die Integration von Muslimen und der Kampf gegen Rassismus gegen Schwarze Menschen sind ebenfalls wichtige Themen, die im Bericht behandelt werden.

Wohnungsmarkt und Infrastruktur

Ein Schlüsselaspekt der Integrationspolitik in Deutschland ist die Bekämpfung von Segregation, insbesondere in städtischen Gebieten mit vielen Menschen mit Migrationshintergrund. Maßnahmen zur sozialen Wohnraumförderung und zur Vermeidung von Segregation auf dem Wohnungsmarkt sind begrüßenswert. Programme wie “Soziale Stadt” und das Investitionspaket zur Förderung der sozialen Integration im Quartier sind ebenfalls lobenswert. Die Erhebungen zur rassistischen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt, insbesondere in Sachsen, sind ein wichtiger Schritt zur Identifizierung von Problembereichen.

Aktuelle Maßnahmen zur Stärkung des Schutzes vor Rassendiskriminierung

Ein kritischer Punkt, den ich während des Fachgesprächs angesprochen habe, ist die Tatsache, dass der Bericht den Zeitraum von 2012 bis 2018 abdeckt, obwohl wir uns im Jahr 2023 befinden. In den letzten Jahren gab es weltweit gravierende Krisen wie die COVID-19-Pandemie, aber auch bedeutende Fortschritte in Deutschland, insbesondere im Rahmen des Kabinettsausschusses gegen Rassismus und Diskriminierung, an dem TANG aktiv beteiligt war. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Bundesregierung bei der Vorstellung des Berichts im November-Dezember auf die Aktualität hinweist und die Fortschritte der letzten Jahre angemessen berücksichtigt.

Es ist entscheidend, dass der Bericht diese Zahlen korrigiert, um die Realität widerzuspiegeln und die Bedeutung dieser Bevölkerungsgruppe anzuerkennen.

Abschließend möchten wir unsere Bereitschaft zur engen Zusammenarbeit mit dem Bundesjustizministerium für den nächsten Bericht zum Ausdruck bringen. Wir hoffen, dass dieser Bericht noch mehr Substanz und Aktualität aufweisen wird, um den Schutz vor rassistischer Diskriminierung in Deutschland weiter zu stärken.

Wir bedanken uns erneut für die Gelegenheit, an diesem Fachgespräch teilzunehmen, und freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit in der Zukunft.

In den vergangenen Tagen hatte ich die außerordentliche Ehre, bei einem bedeutsamen Treffen mich mit Armand Zorn, Mitglied des Deutschen Bundestags (MdB), in Frankfurt auszutauschen. Der Schwerpunkt lag auf der politischen Partizipation von Menschen mit afrikanischer Herkunft auf kommunaler, Landes-, Bundes- und EU-Ebene. Ein weiteres zentrales Thema war die unterrepräsentierte Rolle von Frauen und Menschen mit afrikanischer Herkunft in verschiedenen politischen Bereichen.

Während des Treffens betonte Herr Zorn nachdrücklich die Bedeutung einer vielfältigen und inklusiven politischen Landschaft in Deutschland. Er zeigte aufrichtiges Interesse an der aktiven Beteiligung der afrikanischen Community an den politischen Entscheidungsprozessen des Landes, einschließlich internationaler Angelegenheiten. Es wurde deutlich, dass es unerlässlich ist, eine angemessene Vertretung dieser Bevölkerungsgruppe in politischen Gremien, Organisationen und Entscheidungsgremien zu gewährleisten, um ihre Stimmen und Perspektiven angemessen widerzuspiegeln.

Besonders inspiriert war Herr Zorn von den herausragenden Bemühungen meiner Tochter, Miriam Nantcha, die nicht nur ihre Zeit in der Marine verbrachte, sondern auch als Reservistin ihr Engagement für Deutschland fortsetzt. Diese beeindruckenden Beiträge zeigen deutlich, dass Menschen mit afrikanischer Herkunft aktiv dazu beitragen, das Land zu dienen und Verantwortung zu übernehmen.

Gemeinsam wollen wir eine bessere Zukunft schaffen, in der die Vielfalt unserer Gesellschaft als unsere Stärke betrachtet wird und die Stimmen aller Bürgerinnen und Bürger gleichberechtigt gehört werden. Lasst uns dieses Engagement als Katalysator für eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft nutzen, in der sich jede und jeder in Deutschland zuhause fühlen kann und unsere Demokratie durch echte Vielfalt gestärkt wird.

In den letzten Jahren hat sich die Beziehung zwischen Frankreich und einigen afrikanischen Ländern zunehmend verschlechtert. In den Maghreb- und Sahelstaaten ist eine spürbare Distanzierung von Frankreich zu beobachten, und viele ehemalige Kolonien wenden sich von ihrem einstigen Kolonialherren ab. Im Vergleich zu den ehemaligen britischen Kolonien sind die von Frankreich besetzten Staaten oft wirtschaftlich und bildungspolitisch benachteiligt.

Die historische Verwurzelung Frankreichs in Afrika

Frankreich verliert zunehmend an Einfluss im Maghreb und im Sahel, und viele afrikanische Länder werfen dem ehemaligen Besatzer Neokolonialismus vor. Die “Anti-France”-Welle hat sich überall in Afrika ausgebreitet, und die Beziehungen sind angespannt.

Die Vorwürfe gegenüber Frankreich

Die Vorwürfe gegenüber Frankreich sind vielfältig, wobei Russland in seinem Urteil etwas milder erscheint. Dennoch müssen diese afrikanischen Staaten früher oder später erkennen, dass Russland und China eigennützige Interessen verfolgen, während die USA nicht bereit sind, die Lücke zu füllen, die Frankreich hinterlassen könnte.

Die Chance für Deutschland

Für Deutschland bietet sich in dieser Situation eine einzigartige Gelegenheit, eine neue Rolle in der afrikanischen Politik zu spielen. Deutschland sollte nicht den Fehler machen, sich hinter Frankreich zu verstecken. Im Gegensatz zu Frankreich hat Deutschland keine vergleichbare koloniale Vergangenheit.

Die finanziellen Beziehungen zwischen Frankreich und Afrika: Die Geburtsstunde des CFA-Francs

Einige Beispiele verdeutlichen diesen Unterschied: In den ehemaligen französischen Kolonien ist die Währung seit der Kolonialzeit eng an den französischen Franc gekoppelt, und alle Finanzreserven dieser Länder befinden sich in Frankreich. Solche finanziellen Verflechtungen mit Afrika hatte Deutschland nie.

Die Rolle Deutschlands in der Sahel-Region

Das Bundesnetzwerk TANG (The African Network of Germany) betrachtet diese Situation als eine einzigartige Chance für Deutschland, sich in der neuen afrikanischen Realität zu positionieren. Die deutsche Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Svenja Schulze, hat angekündigt, den Vorsitz der Sahel-Allianz zu übernehmen.

Fazit

Diese Entscheidung wird von TANG ausdrücklich begrüßt. Sie zeigt, dass Deutschland bereit ist, eine aktivere Rolle in der Entwicklungspolitik in der Sahel-Region zu übernehmen. Dieser Schritt unterstreicht Deutschlands Engagement für eine gerechtere und nachhaltigere Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern.

Die veränderte Dynamik in den Beziehungen zwischen Frankreich und einigen afrikanischen Ländern bietet Deutschland die Möglichkeit, eine neue und respektvollere Rolle in der afrikanischen Politik zu spielen. Der Vorsitz der Sahel-Allianz ist ein erster Schritt in diese Richtung. Es ist an der Zeit, dass Deutschland seine eigene Vision und Verantwortung in der afrikanischen Politik weiter ausbaut und einen Weg geht, der auf Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit basiert. Dies ist nicht nur im deutschen, sondern auch im europäischen Interesse, denn eine starke Partnerschaft zwischen Europa und Afrika kann eine nachhaltige und friedliche Zukunft für beide Kontinente fördern.

Top
error: Content is protected !!