Coronavirus in Afrika: Die Situation in Marokko

Die Corona-Pandemie als Chance für den afrikanischen Kontinent? Gherrabi Mohammed, Journalist des marokkanischen Blogs L‘Afrique Adulte, kann der COVID-19-Pandemie durchaus positive Seiten abgewinnen. „Jetzt kann Afrika der ganzen Welt seinen Erfindergeist demonstrieren und zeigen, zu welchen Leistungen der Kontinent fähig ist“, sagte der Journalist bei der Video-Konferenz „TANG klärt auf – die Lage in Afrika“ zur Lage in Marokko.

Mit bislang 5408 Infizierten, 2017 Genesenen und 183 Toten ist das Königreich Marokko bislang sehr gut durch die Corona-Krise gekommen. Am 2. März trat der erste Corona-Fall auf, zwei Wochen später wurden landesweit alle Schulen, Universitäten und öffentliche Plätze geschlossen, einige Tage später war das komplette Land im Lockdown und das Tragen von Mund-Nasen-Masken wurde zur Pflicht. Der Ausnahmezustand gilt vorerst bis zum 20. Mai.

Das rigorose Ausgangsverbot ab 19 Uhr wird vom Militär, der Polizei und den lokalen Autoritäten kontrolliert. „Die Straßen sind leer“, berichtete Gherrabi Mohammed. „Für die Menschen in Marokko ist Distanz ungewohnt. Es ist ein Wunder, dass es funktioniert.“ Die Zivilgesellschaft, die religiösen Führer und die staatlichen Autoritäten initiierten eine erfolgreiche Sensibilisierungskampagne, um die Corona-Pandemie unter Kontrolle zu halten, berichtete er den knapp 30 Konferenz-TeilnehmerInnen.

Die Industrie hat sich schnell auf die neue Situation eingestellt. Mittlerweile produzieren marokkanische Textilfirmen am Tag fünf Millionen Mund-Nasen-Schutzmasken – nicht nur für die eigene Bevölkerung, sondern auch für den Export. Marokkanischen Wissenschaftlern und Ingenieure ist es zudem gelungen, binnen einer Woche ein überaus leistungsfähiges Beatmungsgerät zu entwickeln und zu produzieren, dass bereits 400 Mal in die USA verkauft wurde.

Drei Milliarden US-Dollar hat ein marokkanischer Spender einer Stiftung zukommen lassen, die sich um die Opfer der Corona-Pandemie kümmert, 2000 Dirham im Monat bekommen registrierte und nicht-registrierte Bedürftige. Die Stiftung finanziert auch die Schutzmasken, die zum Preis von umgerechnet 7 Euro für 100 Stück verkauft werden.  Weil die Urlauber ausbleiben, haben Kliniken und Unternehmen Hotels für ihr medizinisches Personal und ihre Belegschaft angemietet. „Wir haben gezeigt, dass wir vor Ort und im Export leistungsfähig sind“, resümierte Gherrabi Mohammed. „Wenn es gut geht, kommt Marokko ohne Verluste aus dieser Krise.“ Das werden nicht viele Länder von sich behaupten können.

Die Corona-Pandemie habe auch zu einer neuen Solidarität unter den afrikanischen Ländern geführt. „Alle afrikanischen Staaten haben die Situation sehr ernst genommen und frühzeitig Maßnahmen ergriffen, um die Verbreitung des Virus zu stoppen“.  Deshalb sei Afrika im Vergleich zu Europa bis jetzt sicher, auch das Schreckensszenario der Weltgesundheitsorganisation WHO habe sich bislang nicht bewahrheitet. „Deshalb sind die Bürger sehr stolz auf ihre Regierungen.“