Migration aus Afrika und Rassismus in Deutschland

Liebe Mitglieder und FreundInnen von TANG,

Wir sind auf der Zielgeraden in Richtung Weihnachtsferien. Vom 18. Dezember 2020 bis 10. Januar 2021 sind die Bundesgeschäftsstelle in Freiburg und die Projektbüros in Berlin, Dortmund und Fulda geschlossen. In dieser Zeit sind wir telefonisch nicht erreichbar, ihre E-Mails können wir erst nach dem 11. Januar beantworten. Apropos Berlin: Wir haben – endlich – in der Hauptstadt eine Bleibe gefunden. Unser Projektbüro befindet sich in der Huttenstraße 9 in 10553 Berlin.

Der Begriff „Migration“ löst immer noch bei vielen Menschen in Europa Angst aus, nach dem Motto: Millionen afrikanischer MigrantInnen warten nur darauf, sich so schnell wie möglich irregulär auf den Weg nach Europa zu machen. Wer sich mit dem Thema beschäftigt, weiß, dass mehr als 80 Prozent der Migrationsbewegungen innerhalb Afrikas stattfinden. Die Menschen gehen dorthin, wo es Arbeit gibt.

Die afrikanischen Regierungen haben ein großes Interesse an legalen Möglichkeiten der Migration. Bislang wird die Diskussion aber nicht auf Augenhöhe geführt. Die afrikanischen Partner fühlen sich nicht wahrgenommen. Doch ohne sie wird die EU nicht agieren können.

Noch einige Zahlen: Laut dem am 2. Dezember erschienenen Migrationsbericht der Bundesregierung wurden im Jahr 2019 rund 1,6 Millionen Zuzüge und 1,2 Millionen Fortzüge erfasst. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zuwanderung nach Deutschland damit um 1,7 Prozent gesunken, die Abwanderung nahm gegenüber 2018 um 3,9 Prozent zu. Zwei Drittel aller Zugewanderten kamen aus einem europäischen Land. Davon mehr als jeder Zweite (51,1 Prozent) aus einem Mitgliedsstaat der EU. 13,7 Prozent der Zugewanderten zogen aus einem asiatischen Staat zu. Lediglich 4,2 Prozent kamen aus afrikanischen Ländern nach Deutschland; weitere 5,5 Prozent aus Amerika, Australien und Ozeanien. Die meisten afrikanischen Migranten aus Ägypten (8.094), Nigeria (7.786), Marokko (7.069) und Tunesien (5.233).  Bei den Asylantragstellern vom afrikanischen Kontinent führen Menschen aus Nigeria, Somalia und Eritrea die Statistik an. Die Spitzengruppe bei den ausländischen Studierenden nehmen Studenten und Studentinnen aus Syrien, Kamerun und Marokko ein. Weitere Differenzierungen zur Migration aus Afrika sind dem Migrationsbericht nicht zu entnehmen.

Am Donnerstag, 10. Dezember, diskutiere ich von 18 bis 19.30 Uhr in einer Online-Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung mit der Tübinger Wissenschaftlerin Dr. Nicole Hirschfelder über die Black Lives Matter Proteste und den Rassismus in den USA und in Deutschland. Anmeldungen sind über https://www.kas.de/de/web/bw möglich.

Im Vorfeld der Veranstaltung läuft der preisgekrönte Dokumentarfilm „I Am Not Your Negro“. Aus der Sicht des Schriftstellers James Baldwin schildert der Film des Regisseurs Regisseur Raoul Peck die Ermordung der afroamerikanischen Bürgerrechtler Malcolm X, Martin Luther King und Medgar Evers, mit denen Baldwin befreundet war. Eindrücklich zeichnet der Film einen wichtigen Teil in der Geschichte der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung nach. „I Am Not Your Negro“ kann über die Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung kostenlos angeschaut werden: https://www.bpb.de/mediathek/283417/i-am-not-your-negro.

Mit freundlichen Grüßen – und bleiben Sie gesund!

Dr. Sylvie Nantcha

Bundesvorsitzende von TANG