Was hat uns im Jahr 2020 bewegt? Der Jahresrückblick des Bundesnetzwerks TANG

Liebe Mitglieder und FreundInnen von TANG,

ein herausforderndes Jahr neigt sich dem Ende entgegen und wir freuen uns auf ruhige Festtage im engsten Familienkreis. Es ist ein schöner Brauch, gegen Ende eines Jahres Rückschau zu halten. Was haben wir, das Bundesnetzwerk TANG, in den vergangenen zwölf Monaten erreicht?

Die Corona-Pandemie hat auch unsere Arbeit beeinflusst. Die Welt ging auf Abstand. Direkte Kontakte und Präsenzveranstaltungen wurden rar, in Windeseile stellten wir auf digitale Formate um. Es war ein Kraftakt – aber wir haben es geschafft!

Mit den neuen Projektbüros in Berlin und Fulda sowie dem Internationalen Tagungshaus Sare´ im rheinland-pfälzischen Trulben, mit dem Projektbüro in Dortmund und der Bundesgeschäftsstelle in Freiburg hat das Bundesnetzwerk TANG jetzt in fünf Bundesländern eine feste Anlaufstelle für seine MitgliederInnen, Kooperationspartner, MentorInnen, Mentees und PatInnen.

Wir wachsen: Jüngst konnten wir 150 neue afrikanische Vereine in unser Bundesnetzwerk aufnehmen. Mit mehr als 900 Vereinen und Einzelpersonen sind wir das größte afrikanische Netzwerk in Deutschland. In vielen Organisationen werden Stellen abgebaut, wir sind zu einem Jobmotor geworden. Beim Bundesnetzwerk TANG arbeiten mittlerweile 70 Frauen und Männer in unseren sechs Bundesprojekten.

Unser Projekt AfrikaPlus #homeishome  

Unser neues Projekt AfrikaPlus #homeishome hat ein attraktives Paket für freiwillige RückkehrerInnen aus Ghana, Guinea, Kamerun und Nigeria zusammengestellt. Zudem bietet das Projekt ein umfangreiches Beratungsangebot und passgenaue Angebote zum Thema freiwillige Rückkehr. AfrikaPlus begleitet und unterstützt die Rückkehrenden während des gesamten Prozesses. Oberste Priorität haben für uns die Interessen und Bedürfnisse jener Menschen, die freiwillig in ihre Heimat zurückkehren möchten. Wir boten in sieben Bundesländern 83 Veranstaltungen an und konnten bereits 115 Kooperationspartner und 475 MultiplikatorInnen für das Projekt gewinnen. AfrikaPlus wird vom Bundesinnenministerium fördert.

Unser Modellprojekt „Rassismus in Deutschland aus der Perspektive von Menschen mit afrikanischer Abstammung“

Im Rahmen des Bundesprojekts „Demokratie leben!“ will unser Modellprojekt „Rassismus in Deutschland aus der Perspektive von Menschen mit afrikanischer Abstammung“ die Gesellschaft für Rassismus und Diskriminierung gegenüber Menschen mit afrikanischer Abstammung sensibilisieren. Eine großangelegte Umfrage liefert die Basis, um innovative Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie Beratungsangebote zu entwickeln. Bei 64 Veranstaltungen in sieben Bundesländern haben 384 Betroffene ihre rassistischen Erfahrungen geschildert. Die Interviews werden jetzt transkribiert und übersetzt. Die Ergebnisse aus dieser Befragung werden mit der Kommunalpolitik und der örtlichen Zivilgesellschaft diskutiert. Zudem werden wir Beratungs- und Qualifizierungsangebote für Menschen mit afrikanischer Abstammung entwickeln. Das Modellprojekt „Rassismus in Deutschland aus der Perspektive von Menschen mit afrikanischer Abstammung“ wird vom Bundesfamilienministerium gefördert.

Unser Projekt Strukturförderung

In der Strukturförderung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge sind wir in der zweiten Phase dabei. Mit der Strukturförderung sollen Migrantenorganisationen als Ansprechpartner und Interessenvertreter auf Bundesebene gestärkt und ihre Expertise für die Integrationsarbeit nutzbar und sichtbar gemacht wird. Das Projekt wird vom Bundesinnenministerium gefördert.

Das Bundesnetzwerk TANG wird von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft als kompetenter Ansprechpartner mit großer Sachkenntnis in den Bereichen Flüchtlingsarbeit, Integration, Entwicklungszusammenarbeit und Rassismus gegen Schwarze Menschen geschätzt. Wir sind in zwölf Arbeitsgruppen bei der Fortschreibung des Nationalen Aktionsplans Integration sowie in zahlreichen Gremien und Fachkommissionen aktiv und arbeiten mit den politisch Verantwortlichen des Bundes und der Bundesministerien auf Augenhöhe zusammen. So konnten wir sowohl beim 11. und 12. Integrationsgipfel im Kanzleramt wie auch im Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus unsere Positionen vortragen. Beim 11. Integrationsgipfel am 2. März konnte ich unsere Positionen auch auf der Pressekonferenz der Bundeskanzlerin vortragen.

Das Bundesnetzwerk TANG konnte als einzige Migrantenorganisation bei einem Workshop des Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg und bei einer Veranstaltung der Bertelsmann-Stiftung seine Haltung zum neuen Migrations- und Asylpakt der Europäischen Kommission vorstellen. Wir vertraten die Interessen unserer Mitgliedsvereine und der afrikanischen Diaspora bei einer Diskussion der Bundesregierung zur Halbzeit der Dekade für Menschen afrikanischer Abstammung, diskutierten auf Einladung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft über das neue Afrikakonzept, sprachen bei einer Veranstaltung des Goethe-Instituts über die Fachkräftemigration, waren mit dem Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung, dem Projekt BePart, Engagement Global und IOM im Gespräch, diskutierten mit den Bundesabgeordneten von CDU, SPD und Grünen und erklärten in zahlreichen TV-, Radio- und Zeitunginterviews, warum Rassismus und Racial Profiling ein großes Problem der afrikanischen Community in Deutschland ist. In der Fachkommission Fluchtursachen der Bundesregierung leite ich die Arbeitsgruppe Afrika.

Für unsere Mitgliedsvereine in den elf Bundesländern erarbeiteten wir Positionspapiere zu den Mindeststandards in Flüchtlingsunterkünften während der Corona-Pandemie, ein Corona-Schutzkonzept für afrikanische Kirchen und formulierten ein Positionspapier mit 14 Forderungen zum Thema Rassismus gegen Schwarze Menschen in Deutschland. Viele unserer Vorschläge sind mittlerweile von der Politik aufgriffen worden und sollen umgesetzt werden.

Anfang Februar durfte ich Staatsministerin Annette Widmann-Mauz nach Nigeria begleiten. Die Reise stand ganz im Zeichen des Nationalen Aktionsplans Integration. Im Fokus der Besuche in Abuja und Lagos stand die Phase vor Vorintegration: Deutschlernen, Weiterbildungen und Migrationsberatung bereits im Herkunftsland sollen gewährleisten, dass die Integration in Deutschland vom ersten Tag an gelingt.

Unser Projekt „Gemeinsam für mehr Teilhabe“

Unser Projekt „Gemeinsam für mehr Teilhabe“ unterstützt und betreut Ehrenamtliche aus Migrantenorganisationen in sechs Bundesländern bei ihrer Arbeit mit Geflüchteten vom afrikanischen Kontinent. Ein Schwerpunkt war unsere Kampagne Coronavirus TANG #Telefonaktion, bei der wir unter anderem mehr als sechs Millionen Menschen aus der afrikanischen Community per Telefon, WhatsApp, Facebook und Instagram über das Coronavirus und die Schutzmaßnahmen aufklärten. Sich und andere schützen – damit dies auch im Alltag gelingt, versandten wir 6000 Community-Masken aus afrikanischen Stoffen an unsere Mitglieder, Mentoren, Mentees und an Flüchtlingsheime. Ein weiterer Augenmerk galt der Situation auf dem afrikanischen Kontinent: ExpertInnen aus afrikanischen Ländern berichteten in Videokonferenzen hautnah, welche Auswirkungen die Pandemie vor Ort hat.

Der Tod von George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in den USA lenkte den Blick auch auf den Rassismus in Deutschland. Mit unserer Aktion Hashtag #beiunsauch erinnerten wir, unterstützt von anderen Migrantenorganisationen, daran, dass die eine Million Menschen afrikanischer Abstimmung, die in Deutschland leben, täglich Rassismus erfahren.

Im Projekt „Gemeinsam für mehr Teilhabe“ werden 1514 Geflüchtete aus afrikanischen Ländern von 494 ehrenamtlichen Mentoren betreut. Das Projekt „Gemeinsam für mehr Teilhabe“ wird von der Bundesintegrationsbeauftragten gefördert.

Unser Projekt „WIDU.Afrika“ 

Schaffung von neuen Jobs, ein besseres Einkommen und wirtschaftliche Perspektiven für ausgewählte afrikanische Länder, das ist das Ziel unseres Projekts „WDU“. Mit Hilfe der Diaspora werden Klein- und Kleinstunternehmen unterstützt. Mehr als zwei Millionen Jobs wurden mit dem WIDU-Projekt seit November 2019 bereits auf dem auf dem afrikanischen Kontinent geschaffen. In den vergangenen zwölf Monaten nahmen an unseren 450 Veranstaltungen und Schulungen gut 5000 TeilnehmerInnen teil. Das Projekt WIDU wird von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) gefördert.

Unser Projekt „Menschen stärken Menschen“  

Mehr als 303 Patenschaften zwischen Neuankommenden und hier lebenden Ehrenamtlichen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen hat TANG im Jahr 2020 im Rahmen des Projekt „Menschen stärken Menschen“ vermittelt. Die Ehrenamtlichen wurden in sechs Workshops zum Thema „TANG Qualipass Flüchtlingsarbeit“ gestärkt. Das Projekt „Menschen stärken Menschen“ wird vom Bundesfamilienministerium gefördert.

Ein afrikanisches Sprichwort sagt „Willst du schnell gehen, geh allein, willst du weit gehen, geh mit anderen gemeinsam”. Ihnen und Ihren MitstreiterInnen wünschen wir für das Jahr 2021 Gesundheit, Glück und viel Erfolg. Lassen Sie uns auch in den kommenden zwölf Monaten gemeinsam gehen, damit wir die Welt zum Besseren verändern. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Sylvie Nantcha

Bundesvorsitzende von TANG