Liebe Mitglieder und FreundInnen von TANG,
Wir können Erfolge vermelden! Im Maßnahmenpaket, das der Kabinettausschuss zur Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus am Mittwoch vorstellte, wurden etliche unserer Forderungen erfüllt. Die Bundesregierung verspricht unter anderem mehr Schutz und Hilfe für Betroffene, mehr Forschung zum Alltagsrassismus, eine Untersuchung des Polizeialltags sowie die Streichung des Begriffs „Rasse“ aus dem Grundgesetz. Für all dies habe ich mich stark gemacht.
Wir werden gehört! Im Maßnahmenkatalog wird erstmals der Kampf gegen den Anti-Schwarzen-Rassismus ausdrücklich erwähnt. Betroffenen von Rassismus und ihrem sozialen Umfeld soll in einem Beratungszentrum gegen Rassismus mit einer zentralen Hotline Hilfe angeboten werden. Ein Rassismus-Barometer und die Erweiterung des Bundesintegrationsmonitorings um die Zahlen von Opferberatungsstellen sollen ein gezieltes Handeln ermöglichen. Durch die Einrichtung eines Expertenrats, der die Bundesregierung in Fragen der Integration, Teilhabe und bei der Bekämpfung von Rassismus berät, können Migrantenorganisationen wie TANG dauerhaft ein stärkeres Gehör erhalten.
Die insgesamt 89 Einzelprojekte, zu denen auch die Aufarbeitung des Kolonialismus im internationalen Kontext, die Schaffung einer Koordinierungsstelle für die UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft oder die Förderung Schwarzer Jugendinitiativen gehören, können ein stärkeres Bewusstsein für Rassismus und Rechtsextremismus schaffen, mehr Prävention leisten, Betroffene von Diskriminierung stärker schützen und für mehr Anerkennung einer pluralen Gesellschaft sorgen. Die Bundesregierung will dafür von 2021 bis 2024 mehr als eine Milliarde Euro zur Verfügung stellen.
Der Kabinettsausschuss war nach den rassistischen Morden in Hanau Anfang des Jahres ins Leben gerufen worden. Ihm gehören Bundeskanzlerin Merkel, Vizekanzler Scholz sowie mehrere Minister und Ministerinnen an. Beim Austausch mit Vertretern von Migrantenorganisationen, Zivilgesellschaft und Wissenschaft im September konnte ich die Forderungen des Bundesnetzwerks TANG einbringen. Nicht ohne Erfolg, wie sich jetzt zeigt. Aber lassen wir uns nicht täuschen. Die Bekämpfung von Rassismus ist eine Daueraufgabe.
Wie notwendig dieses Engagement ist, zeigen auch die zahlreichen Interviews, die wir derzeit in unserem Projekt „Rassismus in Deutschland aus der Perspektive von Menschen afrikanischer Abstammung“ im Rahmen des Modellprojekts „Demokratie leben!“ in Köln, Dortmund, Baden-Baden, Erfurt, Freiburg, Bielefeld, Hannover, Hamburg und Stuttgart führen. Überall in der Republik schildern die Betroffenen, dass Rassismus gegenüber Menschen mit afrikanischer Abstammung in vielen Bereichen ihres Lebens präsent ist.
Die Arbeit in unserem Projekt AfrikaPlus #homeishome kommt voran. In drei Kommunikations-Workshops haben wir uns mit einem attraktiven Paket für freiwillige Rückkehrer beschäftigt. Die erste Informationsveranstaltung für potenzielle Kooperationspartner hat bereits stattgefunden.
Klar ist: Das Bundesnetzwerk TANG lehnt Abschiebungen ab! Eine Rückkehr in das Herkunftsland muss freiwillig sein und in Würde erfolgen. Allen Menschen, die sich – aus welchen Gründen auch immer – mit dem Gedanken einer freiwilligen Rückkehr nach Nigeria, Ghana, Guinea oder Kamerun beschäftigen, wollen wir glaubwürdige Informationen und umfassende Hilfen anbieten. Dafür suchen wir noch Kooperationspartner auf den entsprechenden Communities. Wir freuen uns, wenn Sie sich bei afrikaplus@tang-ev.de melden.
Wir bieten Hilfe aus den Communities für die Communities, wir verstehen die Probleme und sprechen dieselben Sprachen. Kurzum: Das Projekt AfrikaPlus #homeishome klärt über die Möglichkeiten einer freiwilligen Rückkehr auf, es begleitet und unterstützt die Rückkehrenden während des gesamten Prozesses. Die Entscheidung liegt aber stets bei dem Einzelnen.
Das Projekt AfrikaPlus #homeishome erfasst zudem die Bedarfe der möglichen RückkehrerInnen und wertet sie wissenschaftlich aus, damit die existierenden Rückkehrprogramme verbessert werden können. An erster Stelle stehen für uns die Interessen der afrikanischen Menschen.
Mit freundlichen Grüßen – und bleiben Sie gesund!
Dr. Sylvie Nantcha
Bundesvorsitzende von TANG